@Matz Nochtgren: Du weißt sehr genau, Matz, dass ich diesen Verein auch und gerade in vielen strittigen Dingen immer verteidigt habe - der naive Gonzo mit der rosaroten Brille. Himmelherrgott, ich habe es mir hunderte Mal vorwerfen lassen - auch von Dir
Mir ist auch bewusst, dass ich ein wenig zu drastisch war, aber im Kern stehe ich zu meinen Erwartungen. Fakt ist: So langsam ist das Faß einfach übergelaufen. Inzwischen wird mir der KSV immer fremder und das ist das Problem. Bauer ist ja nicht der Erste, dem der Verein viel zu verdanken hat und dann zum Dank in die Nüsse tritt.
Strafrunden... "Das darf er jetzt jeden Tag machen"... Lass Dir diese Aussage im Kontext zum Rekordspieler und -torschützen, zur Loyalität in Person, getätigt von einem Typen, der inmitten der Saison den Verein wechselt, mal auf der Zunge zergehen.
Und statt Hock Einhalt zu gebieten, statt ihn darüber aufzuklären, was es bedeutet, die letzte verbliebene Integrationsfigur abzuwracken, nicken Leute wie Bauers Arbeitskollege Schönewolf oder Striegel, die es besser wissen sollten, das Ganze auch noch ab.
Dieser Umgang macht mich fassungslos und wütend. Man stelle sich vor, so etwas wäre bei Fritz Walter seinerzeit in Lautern geschehen! Kann man gar nicht, weil es undenkbar wäre. Dass meine vergangenen Kommentare hart an der Grenze und ab und an auch weit darüber waren, streite ich mit einer gewissen peinlichen Berührtheit auch nicht ab.
Hessen Kassel ist auf einem Weg alles zu zerstören, was es einmal so besonders und besonders liebenswert gemacht hat, worauf ich stolz war und was ich seit 1998 umso mehr geschätzt habe. Was ich in jedem Urlaub, in jedem Stadion (auch außerhalb des KSV) und in jedem Kontext immer geliebt habe, zu präsentieren, zu verteidigen und zu erklären. Seht her: Der geilste Verein der Welt! Heute erkenne ich ihn kaum noch wieder. Ich sehe auch eine besorgniserregende Tendenz zum Wert der Anhängerschaft: Ein bißchen Folklore auf der Nordtribüne darf es noch sein, aber beim Thema RB Leipzig, Wunschspieler und jetzt Bauer interessiert die Meinung der "Kunden", für der Verein sehr viel mehr bedeutet, als sich mancher vorstellen kann (man kann das "Unternehmen" nicht einfach mal wechseln), offenbar keinen mehr.
Professionalisierung muss nicht automatisch bedeuten, über Leichen zu gehen und jegliche Wärme und Nähe zu eliminieren. Was im Jahr 2011 abgegangen ist, Chaos und Zerstörung, Konzept- und Lieblosigkeit bricht mir das Fan-Herz. Und ich glaube das ist es, was mich am Meisten aufregt. Die Entscheidung, mit Bauer so umzugehen, wie mit ihm umgegangen wird, ist einfach nur der erschreckende Tiefpunkt eines erschreckenden halben Jahres mit nur einer einzigen guten Meldung: Dem DFB-Pokal. Ob sich die Ankündigungen, mit VW sehe es gut aus, am Ende bewahrheiten, steht auch in den Sternen.
When the going gets weird, the weird turn pro. It never got weird enough for me.
Hunter S. Thompson
VIVA MADIBA! VIVA MANDELA!